Pressemitteilung
Wie glaubwürdig ist Seehofers Begeisterung für Plebiszite?
„Wenn einer eine Reise tut...“ – da kann er manchmal auch
etwas lernen. So geschehen bei Ministerpräsident Seehofer, der in der Schweiz
gastierte. Wofür steht noch mal die Schweiz? Genau – für jede Menge direkter
Demokratie, für Bürgerbeteiligung und Plebiszite. Ein Geistesblitz durchzuckte
den Bayern-Politiker – und schon wurde der Gedanke zum Wort: „Wir brauchen mehr
‚Schweiz’ in Deutschland!“ Was gestern noch Teufelszeug war, ist heute schon ein
Ideal. So war es bereits mit der Atomkraft – nur umgekehrt! Jahrzehntelang als
einzig wahre Energiequelle mit Zähnen
und Klauen – und unter F.J. Strauß auch noch mit anderen Mitteln – vehement
verteidigt, geriert sich heute die CSU als „Anti-Kernkraft-Bewegung“. Wenn auch
nicht als eine der ersten Stunde, so doch als letzte mit Einsicht.
Seehofers Coup überraschte wie immer Freund und Feind.
Beweglichkeit heißt die Devise.
Im CSU-Lager ist man irritiert. Hat Seehofer ins
Parteiprogramm der ÖDP geschaut? Ist er gar zu dieser Partei gewechselt? Hier
sind Bürgerbeteiligung und Plebiszite fest verankert.
Aber bei Lichte betrachtet, hat Seehofer ja kein „heißes
Eisen“ angefasst, sondern nur ein lauwarmes Stück Holz. Denn – er fordert ja
bundesweite Volksentscheide, und da weiß der Politfuchs ganz genau, dass hier
außer populistischer Töne nichts herauskommt. Die CDU und vor allem Kanzlerin
Merkel zeigen sich davon wenig angetan. Dabei müsste ja eine
Zweidrittelmehrheit zustandekommen, um das Grundgesetz zu ändern. Also doch
wieder nur heiße Luft!
Warum aber dann dieser Vorschlag? Ganz einfach. Der
bayerische Wähler ist zunehmend konsterniert über die
Milliarden-Rettungsschirme. Also, so Seehofers Kalkül, sollte der Wähler in der
Euro-Zone künftig über derartige Theman abstimmen dürfen. Dass Griechenland
schon längst wieder über die Drachme verfügt oder zu einem
Wirtschaftswunderland mutiert ist, bis ein bundesweiter Volksentscheid in
Deutschland eingeführt ist – das kümmert den Ministerpräsidenten nicht. Was zählt,
ist die momentane Schlagzeile, nicht langfristiges Denken. Es sollen ja Wahlen
gewonnen werden, und vielleicht ist der bayerische Bürger ja so einfältig, dass
er das nicht durchschaut! Wenn er sich da mal nicht täuscht!
Aber ein Vorschlag zur Güte: Wie wäre es, wenn Sie,
geschätzter Herr Ministerpräsident, Ihre Begeisterung für Plebiszite hier in
Bayern unter Beweis stellen? Die ÖDP erarbeitet derzeit einen Gesetzentwurf zur
Direktwahl des Ministerpräsidenten. Da könnten Sie gleich beweisen, ob man „ein
bisschen mehr Schweiz“ auch im Bayernland einführen sollte.
Wie sagten Sie: „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen,
was einen Politiker bewegen soll, Angst vor einer Entscheidung der Bevölkerung
zu haben.“ (PNP vom 14.02.12).